Bayerischer Eine Welt-Preis 2016

Foto: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. / I. Wittenzellner
Foto: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. / I. Wittenzellner

Mitterfelden / München. – Vier Personen mit dem Privat-Auto und ein Bus mit 43 Mitfahrern begaben sich in die Landeshauptstadt München zur Verleihung des Bayerischen Eine Welt-Preis 2016. Aus den Händen von Staatministerin für Europaangelegenheiten und regionale Beziehungen Dr. Beate Merk, konnte die Leiterin des Weltladen „Fair miteinander e.V.“ Rosi Pscheidl zusammen mit dem Fair-Trade-Sprecher der Gemeinde Ainring, Jörg Mader, im Kuppelsaal der Bayerischen Staatskanzlei, eine Urkunde in Empfang nehmen. Damit wurde das bürgerschaftliche Eine-Welt-Engagement gewürdigt.

Staatsministerin Dr. Merk zeichnet unseren Weltladen aus – Die Bayerische Staatskanzlei würdigt unsere Arbeit mit einer Urkunde


An der Busfahrt nahmen unter anderem 3. Bürgermeisterin Rosemarie Bernauer, aktuelle und frühere Gemeinderäte, die katholische Gemeindereferentin Birgit Weber, ein Reporter von der Fernsehanstalt RFO sowie mehrere Damen vom Weltladen teil. Pfarrer Wernher Bien, als Vorstand des Freundeskreises Eine Welt Ainring e. V., meldete sich bald zu Wort und betonte, er habe seine Gitarre dabei und ermunterte daher Lieder zu singen. Begonnen wurde mit dem christlichen Volkslied „Wem Gott will rechte Gunst erweisen“. Unterwegs auf der Autobahn sprach Pfr. i. R. Geistlicher Rat Anton Parzinger das Reisegebet und spendete den Segen. In Grabenstätt stieg Monika Stöckl zu, die Sozialpädagogin ist Mitbegründerin des Wiphala Projekts in Bolivien. In El Alto wurde eine Anlaufstelle für arbeitende Kinder und Jugendliche, Frauenstrickgruppe, Ausbildungsprogramm und betreutes Wohnen für Kinder und Jugendliche geschaffen. Seit Jahren besteht eine enge Verbindung zu dem Mitterfeldener Weltladen, der Strickwaren vom Andenstaat vertreibt und die Projekte vor Ort finanziell unterstützt. Ein Stopp wurde in Holzkirchen eingelegt und die Leute stärkten sich mit fairem Brot und fairer Wurst. Über den Umweg Sauerlach steuerte dann Fahrer Horst München an. Die Stimmung im Bus war voller Vorfreude und Aufregung.

Nach dem Sicherheitscheck am Eingang der Bayerischen Staatskanzlei wurde Einlass gewährt. Viele Stufen ging es nach oben in den schönen Kuppelsaal. Schnell waren die Sitzplätze zum Festakt belegt. Im Vorfeld hatte eine Jury, die aus Vertretern der kommunalen Spitzenverbände, des Bayerischen Landtags, des Eine Welt Netzwerks Bayern und er Staats-kanzlei bestand die Auswahl getroffen für die Kategorien „Vereine / Initiativen / Schulen sowie „Kommunen“.

Vom „Eine Welt Netzwerk Bayern e.V.“ ergriff Vorstandsmitglied Dr. Alexander Fonari zunächst das Wort. „Überall in Bayern setzen sich Menschen auf vielfältige Weise ein für globale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Solidarität, Frieden und weltweite Bewahrung der Natur“, sagte er einleitend. Das bürgerschaftliche Engagement zu stärken und in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen, sei das Ziel des „Bayerischen Eine Welt-Preises“. Danach folgte ein Begrüßungsmarathon, wo Staats-ministerin Dr. Beate Merk und die Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags Inge Aures an der Spitze standen, sowie weitere im öffentlichen Leben stehenden Personen. Dr. Fonari betonte die Bayerische Staats-regierung richte den Eine Welt-Empfang aus und er werde durch diese Preisverleihung geleiten.

Das alpenländische Ensemble „Boarisch Roas“ eröffnete die Feier musikalisch mit dem Stück „Marsch der Steirer“.

Foto: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. / I. Wittenzellner
Foto: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. / I. Wittenzellner

Fonari informierte danach, das in Bayern sich zehntausenden von Menschen, zumeist ehrenamtlich, an vielen Orten in zahlreichen Eine-Welt-Gruppen oder -Ausschüssen, in Projektunterstützung und entwicklungspolitischer Bildungsarbeit in über 220 Weltläden engagieren. Kirchliche und nichtkirchliche Organisationen arbeiten in der bayerischen Eine Welt-Arbeit selbstverständlich zusammen. „Fairer Handel, Globales Lernen, Entwicklungszusammenarbeit, Nord-Süd-Partnerschaften, Freiwilligenarbeit oder globale Sozial- und Umweltstandards werden partei- und konfessionsüberschreitend diskutiert“, erläuterte der Sprecher. Gemeinsames Ziel sei es die Verbesserung der Lebensbedingungen großer Teile der Weltbevölkerung. Zunehmend hinterfragt werde dabei auch der eigene Lebensstil und seine Auswirkungen auf das Zusammenleben in der Einen Welt. Das bürgerschaftliche Eine Welt-Engagement in Bayern sei ein riesiger Schatz, den es zu bewahren, zu würdigen, zu unterstützen und auszubauen gelte. Für den zu verleihenden Bayerischen Eine Welt-Preis hatten sich 68 Akteure beworben, das sei um 25 Prozent mehr als 2014. In der Kategorie Kommunen haben sich 20 besonders engagierte Kommunen beworben, hier liege die Steigerungsrate bei 50 Prozent gegenüber vor zwei Jahren.

Die entwicklungspolitische Zusammenarbeit sehe Dr. Fonari als Aufgabe in gemeinsamer Verantwortung von Bund, Ländern und auch Kommunen. Im Bayerischen Landtag sei am 17. Februar 2016 fraktionsübergreifend erstmals „Entwicklungspolitische Leitsätze des Landtags“ beschlossen worden. Im Vorfeld mussten viele Widerstände überwunden werden. Der Redner bat um einen besonderen Applaus für die Vorsitzende der Hanns-Seidel-Stiftung, Prof. Ursula Männle, welche sich in der letzten Legislaturperiode mit ihrer pragmatischen und an Sachfragen orientierten Vorgehensweise den Weg bereitete. „Heute sagen wir Danke allen Eine Welt-Akteuren in Bayern für ihr vielfältiges Engagement!“ Einen weiteren Dank richtete Fonari namentlich an die Staatministerin und den Mitgliedern der Jury. „Wir brauchen dringend noch mehr Menschen, die Strukturen, Lebensweise und Wirtschaftsystem bei uns überdenken, die nicht selbstverständlich auf Kosten der Menschen im globalen Süden leben wollen, die an einer gerechteren Globalisierung für alle Menschen mitwirken“.

Frau Dr. Merk wurde gedankt, weil das bürgerschaftliche Eine Welt-Engagement so gewürdigt werde und Dr. Alexander Fonari bat um die Festrede. Ihr Willkommen galt der vereinte Eine Welt-Familie unter der Kuppel der Staatskanzlei, sowie vielen namentlich genannten Repräsentanten unterschiedlichster Bereiche. Unter anderem betonte sie: „Alle Preisträgerinnen und Preisträger beweisen: Der Eine Welt-Gedanke ist im Freistaat lebendig“ Überall in Bayern setzen sich Menschen ein für globale Gerechtigkeit, für Solidarität und Frieden. Ob in Kirchen, in der Schule, in Initiativen oder in den Kommunen: Sie kämpfen für ‚eine Welt für alle‘ – das ist großartig! Leider ist das auch notwendig, denn so engagiert wie sie sind, so viele Menschen müssen wir noch erreichen und müssen sie mit dem Gedanken Eine Welt, sozusagen positiv infizieren.“ Die Staatsministerin zeigte sich sehr beeindruckt vom Infomarkt im Vestibül. Wörtlich sagte sie: „Mit ihrem Engagement zeigen Sie: Der Einsatz für die Eine Welt beginnt bei uns selbst, in unsren Köpfen und vor allen Dingen beginnt er in unseren Herzen. Sie investieren ihre Zeit, ihre Ideen, oftmals ihr Geld, ihre Kreativität und ihre Energie. Sie alle und tausende ehrenamtliche Helfer setzen sich ein für Fairen Handel. Das ist bayerischer Gemeinschaftsgeist, das ist der Beweis für persönliches Engagement, grenzüberschreitende, weltoffen, nachhaltig. Dieser Zusammenhalt ist eine zentrale Stärke Bayerns. Ich danke ihnen und ich spreche meinen ganz großen Respekt für ihren Einsatz aus!“

Weiter sprach sie von einer Zeit der Unsicherheit. „Um eine Welt ohne Flüchtlingsströme zu haben, brauchen wir die Hilfe dafür, dass Armut und Hunger beendet wird, das Frieden und Gerechtigkeit geschaffen werden, nachhaltiges Wachstum und menschenwürdige Arbeit fördern.“ Sie berichtete von ihren Besuchen in Flüchtlingscamps in der Türkei und im Libanon und habe dort mit den Menschen gesprochen und habe gesehen wie diese dort seit Jahren leben und unter welchen Bedingungen. „Gerade die Kinder haben mich tief berührt. Die leben in so vielen Schwierigkeiten, unter so viel Bedrohungen, im Dreck, oftmals ohne das Essen zu haben. Wir brauchen für diese Kinder vor Ort eine Perspektive für das Leben.“ Zum Schluss ihrer Ausführungen gratulierte die Staatsministerin den Preisträgern und Nominierten: „Sie alle sind ein Gewinn. Lassen sie nicht nach in ihrem Einsatz für die Eine Welt in irgendeiner Weise beinträchtigen – wir brauchen sie! Arbeiten wir weiter gemeinsam für eine gute Zukunft, für die Menschen in Bayern und für die Menschen n der einen Welt.“

Mit dem Stück „Küss die Hand“ von der Gruppe „Boarische Roas“ war dann die Überleitung zur Preisverleihung. Für die verschiedenen Plätze in den Kategorien und Sonderpreise waren Laudatorinnen und Laudatoren am Rednerpult.

Die Institution NAGER IT aus Bichl erhielt den ersten Preis für „Faire Computermäuse“ vor STOP Freundeskreis/FARCAP aus Langenzenn die für azadi-Mode für Freiheit (faire indische Mode mit westlichen Flair) ausgezeichnet wurde. Für die gesamte Arbeit des Team Tansania wurde die Katholische Junge Gemeinde Mömlingen (bei Aschaffenburg) geehrt. Für die ersten drei Preisträger in der Kategorie „Vereine / Institutionen / Schulen“ war ein Geldpreis ausgelobt. In der Kategorie „Kommunen“ wurde die Stadt München Preisträger für die systematische Verankerung sozialer und ökologischer Kriterien in der Beschaffung (Einkauf).

Foto: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. / I. Wittenzellner
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Als einziger Weltladen in der Region schaffte der Verein „Fair miteinander e.V.“ aus Mitterfelden eine Nominierung unter die besten zehn. Staatsministerin Dr. Beate Merk überreichte der freudestrahlenden Vorsitzenden Rosi Pscheidl und dem Fair-Trade-Sprecher der Gemeinde Ainring, Jörg Mader, die Urkunde „Bayerischer Eine Welt-Preis 2016“. „Fair zu sein bedarf es wenig“ dieser Kanon gesungen bei der Erhebung Ainrings zur „Fair-Trade-Gemeinde“ im letzten Jahr, hatte Dr. Fonari mitgenommen und die Harfenistin der „Boarischen Roas“ dirigierte den Gesang im Kuppelsaal der Bayerischen Staatskanzlei.

Nach der Preisverleihung spielte das Musiker-Sextett noch schneidig beim Stehempfang auf.

Bei schönstem Wetter wurde die Heimfahrt angetreten. Im Bus sagte 3. Bürgermisterin Rosemarie Bernauer, sie habe an Bürgermeister Hans Eschlberger eine Nachricht mit der Urkunde geschickt. Sie erhielt die Antwort, dass das Gemeindeoberhaupt herzliche Glückwünsche übermitteln lässt. Auch sie persönlich gratulierte zur Auszeichnung und ermunterte so weiter zu machen. Bis zur Ankunft in Mitterfelden wurden mehrere Lieder gesungen, wobei am Schluss Pfarrer Bien eine Ballade zu Gehör brachte.

Weltladenvorsitzende Rosi Pscheidl äußerte sich zur Preisverleihung: „Bei dieser so harmonischen Veranstaltung gab es für mich nur Sieger denn alle setzen sich ein für diese unsere Eine Welt. Mit unserem kleinen versteckten Laderl mit 14 ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen sind wir allerdings schon ganz besonders stolz unter den Ausgezeichneten zu sein. Wir wissen, dass wir bei unseren vielen Partnern und Projekten mit denen wir seit nunmehr 29 Jahren intensiven persönlich freundschaftlichen Kontakt pflegen durch unseren 100%igen Einsatz und die Unterstützung so Vieler in der Gemeinde die 'Sieger der Herzen' sind.“

 

(Text: Andreas Pils)

 

Im RFO ist zudem noch ein Fernsehbericht über die Verleihung erschienen.